Zum Anbruch der adventuntischen Zeit an dieser Stelle ein Gastbeitrag von Schwester Elça van der Elster.
Liebe Mittunten, alle Jahre wieder steht die adventuntische Zeit vor der Tür, mit Freude und Frohlocken laden wir unsere Schwestern zum Plätzchenbacken und Likörchentrinken ein, versammeln uns um den Gabentisch. Ein solches Fest möchte natürlich angemessen dekoriert werden; daher kletterten mein Einhorn und ich auf unseren Dachboden um die Christinebaumkugeln herunterzuholen und stieß dabei auf etwas Unglaubliches. Zwischen den Miniatur-Rauschgoldpatsys, meiner persönlichen Schachtel mit Jens Latexlametta und einer abgegriffenen Ausgabe des Bildbandes „Rinzi the Red-Nosed Unicorn“ fanden wir einen vergilbten Umschlag, den mir meine Mutter Fr. Dr. Verena Breit von Flach vor langer Zeit aus dem Archiv für schwule Bewegungskultur im Tuntenburger Wald mitgebracht hatte.
In diesem Umschlag befand sich ein abgegriffenes Stück malvenfarbenes Papier, das in krakeliger Schrift mit verblichener Tinte beschrieben war und noch leicht nach verwelkender Rose duftete – wahrhaft, mein einhorn und ich, wir wussten genau, dass wir es mit einem einzigartigen, mit einem wichtigen, ja fast einem heiligen Dokument zu tun hatten; einer Hinterlassenschaft die uns fast verloren gegangen wäre; ein Kulturstück deren unschätzbarer Wert nur in langen und intensiven Beratungen mit Spezialistinnen der Sling-Theorie, der historisch-kritischen Tunteraturwissenschaft sowie der gemeinen vergleichenden Schaumweinkunde herausgearbeitet werden konnte.
Es handelt sich um die Urform eines bekannten Schlagers, den schon unsere Schwester Michelle Fuckault in der Einleitung zu ihrem Bildband „Ficken und Wissen – Der Wille zum Vögeln“ erwähnte, der später aufgrund der Prüderie des Verlegers leider ohne die Illustrationen und mit verändertem Titel veröffentlicht wurde. Die ursprüngliche Fassung wurde aus den Song-Books getilgt und galt als verschollen; umso mehr freue ich mich, nun diese wieder aufgefundene Fassung mit einer zusätzlichen Strophe zu präsentieren und gemeinsam mit euch wieder in das klingende Gedächtnis der Tuntenschaft einzuführen
Der Titel des Liedes „Seht, der gute Sexus ist da“ weist auf die drohende Ankunft Christines hin und fordert die Angesprochenen Tunten dazu auf, die Schaumweinvorräte entweder schleunigst zu vernichten oder sicher und winterfest zu verstecken, um – da sind sich die historischen Schaumweinforscherinnen einig – eine Schaumweinknappheit und ein anschließendes Massakker wie das am Tuntenburger Wald zu verhindern.
Im Gegensatz zu der unseren untuntischen Freund*innen überlieferten Fassung, welche nur zwei Strophen umfasst, handelt es sich bei der nun aufgefundenen Fassung um eine Abschrift des Ur-tuntischen Textes, der um eine weitere Strophe ergänzt wurde. In dieser Strophe werden die Verdienste der Schwester Fuckault um die Bewahrung des tuntischen Erbes ausgedrückt.
Bevor wir mit dem singen anfangen, möchte ich noch einmal betonen, dass wir es hier mit einem beachtlichen Fundstück zu tun haben, dass uns in der historisch-kritischen Tuntenforschung eine gehörigen Stöckel nach vorne bringt. Ein Lied, mit dem wir gemeinsam Plätzchen backen, genussvoll Likör trinken und besinnungslos die Ankunft Christines feiern können.
Lasset uns nun loben Christine, die auf die Erde stöckelt um uns die Kunde vom Fummel zu bringen.
Seht der gute Sexus ist da, Tunt kommt auf die Erde.
Sags den Schwestern fern und nah, ‖: kommt dass Liebe werde. :‖Unsre Fummel sind kaputt, kommen als Ruine,
vor dich ohne Stöckel und Dutt, ‖: preisen dich, Christine. :‖Wie wir sind nimmst du uns an, schäbig sind wir Bunten.
Gibts uns Schaumwein, malst uns an, ‖: machst uns erst zu Tunten. :‖Die Fuckaultsche hat es benannt, dass Tunt kommen würde.
Die Verheißung ward nicht bekannt, ‖: Wissen ist auch Bürde. :‖